Autor: Markus Gotzi (Journalist)
Denken wir an Private Equity, fällt uns seit der Corona-Pandemie Biontech ein. Dem Mainzer Pharmaunternehmen gelang mit einem Impfstoff gegen COVID 19 der Durchbruch und verdiente Milliarden Euro – was auch den Anlegern einiger Fonds des Venture-Capital-Anbieters HMW sehr gefiel, denn Biontech war eines der ausgewählten Zielunternehmen. Anbieter RWB geht einen anderen Weg. Der Fonds-Initiator wählt die Firmen nicht selbst aus, sondern beteiligt sich über seinen Dachfonds „Direct Return 5“ an institutionellen Zielfonds, deren Fondsmanager ihrerseits die Unternehmen auswählen.
Mit dem jüngsten Fonds macht sich RWB selbst Konkurrenz, denn parallel ist noch ein weiterer AIF im Angebot, der „RWB International 8“. Anders als dieses Angebot ist der Fünfer hauptsächlich durch eine kürzere Laufzeit charakterisiert und durch die Beschränkung auf lediglich eine Investitionsrunde, was schnellere Rückflüsse ermöglichen soll.
Das grundsätzliche Konzept ähnelt sich. Mit beiden Fonds richtet sich RWB an Privatanleger, die auf die Entscheidungen institutioneller Investoren vertrauen, denn der Dachfonds investiert gemeinsam mit den Instis in eine Reihe von Zielfonds mit Fokus USA und Europa. Als potenzielle Mitinvestoren nennt RWB Allianz, Goldman Sachs, Yale und Harvard.
Selbst Vorbild-Investor Yale musste im vergangenen Jahr kleine Brötchen backen
Als Argument für Private Equity (PE) verweist RWB auf die erzielte Durchschnittsrendite der Elite-Universität Yale. In ihrem Portfolio stellen PE-Beteiligungen rund 41 Prozent. In der Vermögensaufteilung deutscher Kapitalanleger verliert sich Private Equity in den 1,8 Prozent, die Sonstiges umfassen.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Zwar hat die Yale-Stiftung 20 Jahre lang im Schnitt mehr als elf Prozent Rendite erzielt. Doch im jüngst abgelaufenen Geschäftsjahr betrug die Anlagerendite nach Abzug von Kosten und Gebühren gerade einmal 0,8 Prozent. „In einem so volatilen Jahr für die weltweiten Finanzmärkte freuen wir uns, das Kapital von Yale geschützt zu haben“, kommentierte Matt Mendelsohn, Chief Investment Officer von Yale, bei der Vorstellung des Yale-Investment-Reports im Oktober vergangenen Jahres die Zahlen: „Trotzdem erwarten wir herausfordernde Zeiten, da steigende Zinsen, Inflation und das geopolitische Umfeld für starken Gegenwind sorgen.“
Anleger erwirtschaften im Basis-Szenario Rendite von knapp 3,4 Prozent
Kalkulation: Anleger beteiligen sich mit mindestens 5.000 Euro an dem Dachfonds. RWB sammelt das Kapital und verteilt es auf eine Reihe von internationalen Zielfonds. Die Manager der Zielfonds entscheiden ihrerseits, welche Unternehmen mit dem Private Equity gefördert werden. Läuft alles nach Plan, entwickeln sich die Zielunternehmen prächtig und erzielen bei der Exit-Strategie nach fünf bis sieben Jahren Gewinne. Das kann der Verkauf sein oder ein Börsengang. Die angestrebte Wertsteigerung soll erzielt werden durch Digitalisierung, Expansion und dem Aufbau einer erweiterten Produktpalette. Mit dem Konzept akzeptieren die Anleger Währungsrisiken, denn in Frage kommen sowohl Euro- als auch Dollar-Investitionen. Im Basis-Szenario sollen die Anleger bis zur geplanten Liquidation des Fonds ab 2035 ein Plus von rund 49 Prozent erwirtschaften, was eine rechnerische Rendite von 3,36 Prozent bedeuten würde.
Als Beispiele für erfolgreiche Exits und Verkäufe nennt RWB Verallia, einen französischen Hersteller von Glasbehältern, Seequent, ein Unternehmen zur 3D-Modellierung von Geomessdaten, Rexon, einen Anbieter von innovativen Materialien für Schuhe, und die Großbäckerei Wback mit Burger King als Kunden.
Steuern: Anleger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen.
Anbieter: Seit Ende der 90-er Jahre bietet RWB Private-Equity-Fonds an und hat seitdem 2,1 Milliarden Euro Anlagevermögen investiert. Außerdem zählt das Unternehmen in seinen Verkaufsunterlagen 150.000 Anlageverträge, 3.700 Unternehmensbeteiligungen in 50 Ländern, 235 Zielfonds und einen durchschnittlichen Multiple der aufgelösten Investments von 2,1 auf.
Kosten: Die Initialkosten summieren sich auf 9,9 Prozent der Kommanditeinlage. Jährlich fallen für Verwaltung und Transaktionskosten auf dieser Basis rund 2,6 Prozent an.
Meiner Meinung nach… Private-Equity-Fonds von RWB, einem Spezialisten für Risikokapital. Mit einer Mindestbeteiligung ab 5.000 Euro will das Unternehmen auch Anleger mit relativ geringem Vermögen zu Investitionen von Private Equity ermutigen. Als Dachfonds konzipiert, entscheiden die Manager der Zielfonds über die geförderten Unternehmen. Treffen sie die richtige Wahl, kann das Ergebnis für die Anleger erfreulich sein. Eine Gewähr dafür gibt es nicht. Beispiele für rentable PE-Investments gibt es zur Genüge, aber auch jahrelang erfolgreiche Anleger mussten im vergangenen Jahr kleine Brötchen backen. Bitte nur Kapital anlegen, dass nicht anderweitig benötigt wird. Risikokapital eben.
Investieren wie die Großen – so wirbt Deutsche Finance um Privatanleger. Im vergangenen Jahr hat der Anbieter aus München mit Publikums-AIF 336 Millionen Euro eingesammelt und sich damit mit großem Abstand an die Spitze der Initiatoren gesetzt. Mit dem aktuellen Fonds „Deutsche Finance Investment Fund 22“ setzt das Unternehmen seine Reihe mit Blind-Pools fort, die in institutionelle Vehikel investieren. In Fonds und vergleichbare Produkte für die Großen halt.
Konzeption: Deutsche Finance sattelt mit dem aktuellen AIF auf erfolgreich platzierte Vorgänger auf. Mit dem AIF Nummer 21 hat das Unternehmen rund 70 Millionen Euro Eigenkapital platziert und damit sein angestrebtes Ergebnis verdoppelt. Erneut handelt es sich also um einen Dachfonds, der sein Kapital rund um den Globus auf institutionelle Zielfonds und ähnliche Vehikel verteilt. Die Investmentstrategien umfassen außerdem Club Deals, Joint Ventures und Co-Investments. In Frage kommen Immobilien zum Beispiel der Nutzungsarten Büro, Einzelhandel, Hotel, Logistik und Wohnen. Deutsche Finance will dabei nicht nur nach Assets diversifizieren, sondern auch nach Ländern und Standorten. Logisch, dass es sich bei dem Publikums-AIF um einen Blind Pool handelt, denn natürlich stehen die Zielfonds und -investments noch nicht fest. Das kann in diesen Zeiten ein Vorteil sein, denn die meisten Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Preise für Gewerbe- und Wohnimmobilien in den kommenden Monaten weiter sinken werden.
Eventuelle Gewinne aus Zielfonds werden re-investiert
Kalkulation: Zu Tickets ab 1.000 Euro plus fünf Prozent Agio können sich Anleger an dem Fonds beteiligen. Damit unterstreicht Deutsche Finance seine Meinung zu den Sachwerte-Investments: Auch Kleinanleger sollen die Möglichkeit bekommen, in Immobilien und vergleichbare Assets zu investieren. In den Verkaufsunterlagen kalkuliert der Anbieter mit Eigenkapital in Höhe von 35 Millionen Euro. Bankdarlehen sind nicht vorgesehen, allerdings sind die Zielfonds in der Regel teilweise fremdfinanziert. Deutsche Finance hat in seiner Prognose einen Gesamtrückfluss von 152 Prozent errechnet, nach Abzug des Einsatzes also ein Plus von 47 Prozent. Der Fonds ist nicht geeignet für Anleger, die regelmäßige Ausschüttungen wünschen. Gewinne werden reinvestiert, so dass Anleger den gesamten Betrag erst nach Ablauf der geplanten Laufzeit Mitte 2029 auf einen Schlag oder auf mehrere Tranchen verteilt erhalten.
Kosten: Die Initialkosten summieren sich auf rund 16,4 Prozent des eigesetzten Kapitals inklusive Agio. Jährlich fallen gut vier Prozent des Nettoinventarwertes für die Verwaltung und Transaktionskosten an. Deutsche Finance ist nicht für Sonderangebote bekannt.
Mehr als 4.600 Investments in 45 Ländern
Anbieter: Deutsche Finance verwaltet Sachwerte im Volumen von rund elf Milliarden Euro, den Löwenanteil davon für institutionelle Investoren. In seinen Verkaufsunterlagen nennt das Unternehmen mehr als 4.600 Direktinvestments und Investitionen in 45 Ländern. Der durchschnittliche Vervielfältiger (Multiple) der aufgelösten Investments liegt bei 1,6. An den Vorgängerfonds haben sich 42.000 Privatanleger beteiligt.
Steuern: Anleger erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb. Am besten den Steuerberater fragen, wie sich das auf die individuelle Netto-Rendite auswirkt.
Meiner Meinung nach… Offenbar gelingt es Deutsche Finance mit seinen Produkten, Vermittler und ihre Kunden zu erreichen, und auch 2023 hat das Unternehmen Großes vor. Private Anleger vertrauen dem Unternehmen bei der Auswahl der institutionellen Zielinvestments – so wie das bei Bind-Pools üblich ist. Mit einer Mindestbeteiligung ab 1.000 Euro will Deutsche Finance eine große Zielgruppe erreichen – auch wenn das durchschnittliche Ticket deutlich größer ist. Für Anleger, die trotz gestiegener Zinsen und zahlreicher Krisen ihr Kapital einige Jahre binden wollen und auf Sachwerte setzen.
Hinweis: Dieser Beitrag wurde bereitgestellt vom Journalisten Markus Gotzi. Der Autor versichert, dass die Nachrichten unter Beachtung journalistischer Sorgfaltspflichten, insbesondere der Pflicht zur wahrheitsgemäßen Berichterstattung sowie der erforderlichen Sachkenntnis, Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit abgefasst werden. Für solche Artikel ist der jeweilige Autor verantwortlich. Diese Artikel stellen die Meinung dieses Autors dar und spiegeln nicht grundsätzlich die Meinung der Fondsbörse Deutschland dar.
Info zum Autor: Markus Gotzi verfasste viele Jahre lang regelmäßig Artikel zu Themen im Bereich Immobilien und Sachwerte in der Financial Times Deutschland und für das Wirtschaftsmagazin Capital, für das er vier Jahre lang als Redakteur tätig war. Aktuell publiziert er unter anderem in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Darüber hinaus produzierte er Fernsehbeiträge für den Nachrichtensender n-tv, in denen er unter anderem als Experte für Beteiligungsmodelle Angebote vor laufender Kamera analysierte. Markus Gotzi ist Träger des „Deutschen Journalistenpreises“ und des „Deutschen Preises für Immobilienjournalismus“.